Über den Tod philosophieren

4. 12. 2020

Man führt täglich sein Leben, als ob man nicht sterben würde.

Aber man stirbt irgendwann zu 100%.

Das ist eine unangenehme Tatsache, deren man nicht immer bewußt sein möchte.

Aber wollen wir jetzt mal über den Tod nachdenken.

Materialisten denken, unser Bewußtsein entsteht nur durch das Nervensystem des Gehirns. Das dachte ich auch in meiner Jugend.

Wenn man aber sein Ich, sein Bewußtsein, betrachtet, bemerkt man eine sehr merkwürdige Tatsache:

Unser Bewußtsein ruft diese Welt hervor.

Wenn man seine Augen schließt, verschwinden die Bilder der eigenen Umwelt. Wenn man ohnmächtig wird oder traumlos schläft, ist seine eigene Umwelt nicht zu erkennen. Dieser Zustand ist dem Tod ähnlich.

Solange man diese Welt durch seine Sinne erkennt, existiert diese Welt.

Was passiert, wenn man stirbt,?

Logisch gesagt, diese Welt muss verschwinden, weil sie nicht erkannt wird.

Solange unser Bewußtsein wirkt, existiert diese Welt.

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Als ich sechs Jahre alt war, bemerkte ich zum ersten Mal mein Ich.

Ich erinnere mich ganz klar an diesen Augenblick.

Ich stand auf der Grenze zwischen Wohnzimmer und Schlafzimmer. Die mit Papier bespannte japanische Schiebetür, Fusuma, zwischen den beiden Zimmern war offen.

Da bemerkte ich zum ersten Mal die Tatsache, dass ich vom Innern heraus diese Welt beobachte, ich überhaupt nicht Teil der Außenwelt und der einzige echte Beobachter meiner Welt bin. Ich bemerkte also, dass mein Ich diese Welt hervorbringt. Diese Erkenntnis verwirrte mich sehr stark. Sie beängstigte mich sehr. Mein Leben wurde mir plötzlich fremd.

Neben mir stand mein Vater. Ich fragte ihn hilflos: „ Warum bin ich?“

Er antwortete: „ Das ist eine philosophische Frage.“

Ich wußte damals nichts von Philosophie. So fühlte ich mich mit der Antwort gar nicht zufrieden. Ich fühlte, mein Vater vestand mich nicht, er konnte nichts gegen meine Angst machen. Dieses starke Gefühl hielt einige Jahre an.

Auch die Furcht vor dem Tod begann. Ich dachte, wenn ich sterbe, verschwindet mein Bewußtsein und damit auch diese von mir erkannte Welt. Wenn ich verschwinde, dann beginnt das Nichts, das hält für immer an. Diese Angst vor ewigem Nichts überwältigte mich.

Das Gefühl wurde gelegentlich in mir ausgelöst und ließ mich fühlen, als ob ich in den Abgrund fallen würde. Das war wie ein Albtraum. In der Grundschulzeit litt ich manchmal daran. Damals konnte ich bei meiner Mutter nur klagen, ich habe wieder das unangenehme Gefühl! Und konnte dabei auch nicht in die Schule.

Philosophen mögen sagen, dabei handelt es sich um die Phänomenologie und die Angst vor der Existenz. Der französiche Existenzialist Jean- Paul Sartre nennt diese Unangenehmheit vor der Existenz „ La Nausée( die Übelkeit)“.

Aber je älter ich wurde, desto mehr ließ diese Angst nach. Ich wurde gesünder und vergaß diese Angst.

Jetzt finde ich den materialistischen Gedanken über den Tod seltsam.

Ich erinnere mich an einen schwerkranken Astrologen, der einen Artikel in der Zeitung schrieb, indem er sich über den Tod Gedanken machte.

Er schrieb, es sei möglich, dass diese Welt gleichzeitig mit seinem Tod verschwinden würde.

Als ich diesen hochinteressanten Artikel las, dachte ich, ach, das war mein ehemaliger Gedanke über den Tod!

Ich bin jetzt befreit von der Ich-Bezogenheit. Ich kann mir vorstellen, dass andere Ichs auch nach meinem Tod auf dieser Welt existieren.

Nach meinem Tod erkennen die Anderen diese Welt weiter.

Wie meine Eltern vor meiner Geburt existierten, werden meine Kinder/ Enkelkinder auch nach meinem Tod weiter existieren.

Der Schlüssel zu diesem Gedanken ist das Ichsein zu relativieren.

Ich konnte diesen Gedanken erreichen, indem ich mich mit Rudolf Steiners Kenntnisse über höhere geistige Wesen auseinandersetzte. Die Wesen haben nämlich höhere Wesensglieder als das Ich. Wenn man sich höhere geistige Wesen vorstellt, kann man das Ich überschreiten und es relativieren, d.h. man kann zum Schluss kommen, dass es höhere Wesensglieder gibt als das Ich.

Das möchte ich aber das nächste Mal behandeln. Ich möchte dabei erzählen, wie das Leben nach dem Tod sich entwickelt.