Naturkatastrophen bilden die Mentalität der Japaner

28.1.2021

Japans Natur ist schön. Man kann sagen, dass Japan eins der schönsten Länder ist.

Aber diese Natur verhält sich manchmal sehr wild. Man sollte zunächst das Augenmerk auf die Gefahr des Erdbebens richten.

An Japan stoßen vier Platten( eurasische, philippinische, nordamerikanische und pazifische Platte) zusammen( Siehe Zeichnung 1).

Zeichnung 1

Die Japanischen Inseln wurden hauptsächlich durch die Kollision zwischen der pazifischen Platte und der nordamerikanischen Platte gebildet. Die pazifische Platte schiebt sich unter die nordamerikanischen Platte, weil die Dichte der ersteren größer ist. Dadurch tauchte Magma vom Mantel auf und erzeugte viele Vulkane( Siehe Zeichnung 2). Durch den größten Ausbruch des Magmas bildete sich der Fuji. Vor 150 Millionen Jahren trennten sich die Japanischen Inseln vom eurasischen Kontinent, so dass sie von dem Japanischen Meer und dem Pazifik umgeben sind.

Zeichnung 2 ( Querschnitt)

Diese Kollision ist noch aktiv. Dadurch geschehen heutztage noch Ausbrüche der Vulkane und viele Erdbeben.

Folgen davon:

Seit uralten Zeiten werden Japaner von Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis niedergeschlagen. Außerdem werden sie auch jeden Sommer von Taifunen ( inkl. Stürmen und Hochwasser ) und auch in der späten Regenzeit von Wolkenbrüchen( inkl. Bodenrutschen und Hochwasser) heimgesucht.

Auch wenn alle Häuser zerstört, verbrannt oder weggeschwemmt wurden und viele Menschen starben, mussten sie sich immer damit abfinden und weiterleben. Sie mussten also unter den gewaltigen Kräften der Natur leben und alles akzeptieren. Sie vergaßen die Schäden und die Trauer, bauten neue Häuser und bildeten Familien, damit sie nach der Katastropfe auf demselben Land weiterleben konnten.

Davon kommt die Mentalität der Japaner, dass sie außergewöhnlich passiv und vergesslich sind.

Erstens mussten sie sich völlig der Natur hingeben, und drückten ihre Gehorsamkeit für die Natur so aus, dass sie z. B. ihre Herrscher Berge vergöttlichten und auf dem Gipfel einen kleinen Shinto-Schrein mit Torii bauten.

Bild 3 Bild 4

Wie gehorsame Bürger um die Burg wohnten, wohnen sie auf der Vulkaninsel( z.B. Sakurajima in der Kagoshima Präfektur).

Zweitens mussten sie die Schäden durch Naturkatastropfen schnell vergessen. Je schneller sie alles vergaßen, desto schneller konnten sie sich aufraffen und weiterleben. Vergessen mussten sie alles, weil es seit uralten Zeiten in Japan so viel Naturkatastrophen gab. Statt daran zu verzweifeln, vergessen sie alles, um weiterzuleben.

Am 1. September 1923 gab es in der Kanto-Gegend ein starkes Erdbeben( Richterskala 7,9). Das war ein Einsturzerdbeben, das das plötzliche Verschieben der Verwerfungen verursachte. Dabei entstanden viele Brände. Wegen dieses Erdbebens starben etwa 105,000 Menschen, 88% von diesen kamen durch die Brände nach dem Erdbeben ums Leben. In Tokyo wählten viele Menschen einen großen freien Platz „ Hifukucho Ato“ als Zufluchtsort und sammelten sich da mit viel Gepäck. Dann entstanden Feuerstürme, so dass Gebäck und Menschen davon erfasst wurden, hinauf gezogen und später wieder hiabfielen auf den Haufen der Toten. Dort starben etwa 44,000 Menschen. Nur 5 % von den Zufluchtsuchenden überlebten.

Feuersturm entstanden am 9.7.2015 in der Provinz Guangdong in China

Übrigens, als Hamburg im Juli 1943 bombardiert wurde, enstand ein ähnlicher Sturm und etwa 40,000 Bürger starben.

Dieses Erdbeben in der Kanto-Gegend war ein Inlandstyp, der von der Verschiebung der Verwerfung unter dem Land entsteht. Die Richterskala dieses Typs ist unter 8,0, aber er kann große Schäden verursachen, da das Erdbeben direkt unter einer Stadt entsteht.

Die Skizze zeigt nicht die Verschiebung der Platte, sondern die der Erdkruste.

Im Vergleich dazu ist die Energie des anderen Typs, des Tiefseegraben-Typs, gigantisch groß.

Während die pazifische Platte sich unter die nordamerikanische schiebt, entsteht eine große Spannung, da die nordamerikanische Platte sich verformt. Irgendwann ist die Spannung so groß, dass die Platte wieder in ihre ursprüngliche Form zurückschnellt. Dabei entsteht ein Erdbeben, das Tiefseegraben-Typ, dessen Richterskala über 8, gelegentlich 9 beträgt.

Der Zyklus des Tiefseegraben-Typ Erdbebens

Das folgende Erdbeben war ein Inlandstyp:

Am 17. Januar 1995 erschütterte ein großes Erdbeben (Richterskala 7,3) die Stadt Kobe. Da der Erdbebenherd sehr nah an der Oberfläche lag, war das Beben sehr stark( Oberfläche-Stärke 7 – die höchste Stärke, bei der auch einige Häuser aus Beton zerstört werden) und nach 15 Sekunden starken Beben lag die schöne Stadt fast in Trümmer.

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Über 6,400 Menschen wurden zerquetscht oder kamen durch Feuer um. Damals wurde von vielen tragischen Fällen berichtet und unser Mitgefühl wurde geweckt. Aber jetzt 25 Jahre nach dem Erdbeben gibt es in Kobe keine Spur mehr davon. Man erinnert sich mittlerweile nur selten an das mörderische Erdbeben, auch kann man sich nicht mehr ganz genau an das Datum des Erdbebens erinnern.

Das folgende war ein Tiefseegraben-Typ:

Am 11. März 2011 ereignete sich ein gigantisches Erdbeben( Richterskala 9,0) unter dem etwa 4000m tiefen Meersboden in der Nähe von Ostjapan. Die Platte schnellte um 20m nach oben zurück. Sie schob eine große Menge Meerwasser hinauf und verursachte große Tsunamis.

Das Gebiet der nacheinander entstandenen Nachbeben war etwa 500km lang und 200km breit.

Das Erdbeben erschütterte ganz Ostjapan, so dass etwa 16,000 Menschen starben, die meisten wegen der großen Tsunamis. Etwa 2,600 Menschen werden noch vermisst. Diese wurden vermutlich weggeschwemmt und liegen möglicherweise noch auf dem Meeresgrund.

Erneut wurde von vielen tragischen Fälle via Massenmedien berichtet. Unser Herz wurde davon sehr schwer. Große Angst vor nächsten großen Erdbeben verbreitete sich überall in Japan.

Am 15. März, vier Tage nach dem Erdbeben entstand ein starkes Erdbeben( Richterskala 6,4, Oberflächestärke 6^stark) direkt unter dem Fuji. Das bedeutete, dass das Magma unter dem Fuji aufstiegt. Fast alle Erdbeben- und Vulkanforscher dachten, der Fuji wollte ausbrechen. Glücklicherweise passierte das aber nicht.

Zeichnung 3 Zeichnung 4 Zeichnung 5

Seitdem sind aber schon zehn Jahre vergangen. Jetzt erinnert man sich nicht mehr so oft an das Erdbeben und die Tsunamis wie vorher*.

Bild 10 Bild 11 Bild 12 Bild 13

* (Am 13. 2. 2021 gab es aber ein starkes Nachbeben, das uns daran erinnerte.)

Der Ausschuss der Erdbebenuntersuchung, die die japanische Regierung organisiert, veröffentlichte 2012, also ein Jahr nach dem oben erwähnten Erdbeben, eine Prognose zu einem großen Erdbeben, das Tokyo erschüttern könnte.

Sie behauptete, ein Erdbeben mit Richterskala 7, dessen Epizentrum direkt unter Tokyo liegt, also ein Inlandstyp, kann sich innerhalb 30 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% ereignen.

Das Ausmaß des Erdbebens wäre dem in Kobe ähnlich, aber die erwarteten Schäden könnten weit größer sein, weil Tokyo sehr viele Häuser und Bewohner hat. Feuerstürme würden in den Bezirken mit Holzhäusern toben.

Nachdem der Ausschuss die Prognose veröffentlicht hatte, warnten auch verschiedene öffentliche Organisationen bis vorletztes Jahr vor dem Erdbeben in Tokyo, aber danach nicht mehr.

Japan besteht aus Bergen mit Wäldern( 70%) und Flachländern(30%). Ich weiß, die Fläche Deutschlands ist so groß wie Japan, aber das Verhältnis zwischen Wäldern und Flachländern ist umgekehrt. Fast alle Japaner, 127,000,000 Menschen, müssen auf den kleinen Flachländern wohnen. Sie können nirgendwo einen Platz zur Massenflucht finden, auch wenn großes Erdbeben sich andeutet.

Sie können die konstante starke Angst nicht ertragen. Deshalb vergessen sie mit der Zeit diese Angst.

Die große Stadt Tokyo mit 12,000,000 Menschen kann auch nicht evakuiert werden. Da vergisst man lieber das kommende Erdbeben als wegen der Angst nervenkrank zu werden. Jetzt scheinen die meisten Tokyoter die Gefahr vergessen zu haben.

Diese Tendenzen zeigen sich auch auf anderen Gebieten. Die Japaner sind z.B. der Regierung gehorsam. Die meisten Japaner akzeptieren schlechte Entscheidung der Regierung und vergessen sie danach schnell und geben bei der nächsten Wahl für dieselbe Partei wieder ihre Stimmen ab.

Es gibt auch Leute, die die Kernkraftwerk fördernde Politik der Regierung unterstützen.

Die Japaner erlebten eine ernste Nuklearkatastrophe in Fukushima, die das große Erdbeben vom März 2011 verursachte. Dies war keine Naturkatastrophe, aber die Japaner beginnen auch dies zu vergessen, obwohl die geschmolzenen radioaktiven Stoffe unter den Kernkraftwerken bleiben und die Krise noch andauert.

Die zweite Explosion des Kernkraftwerks am 14. März 2011

Wissenschaftler behaupten, dass die Japanischen Inseln jetzt in die am Erdbeben aktivste Zeit eingetreten sind, die nur einmal pro tausend Jahre kommt und etwa ein hundert Jahre dauern wird.

Das klingt sehr gefährlich, weil es 33 Kernkraftwerke in Japan gibt. Vier davon sind jetzt in Betrieb（1.15.2021）

Vor dem Beginn der Covid 19 Epidemie hatte der Ausschuss für die Erdbebenuntersuchung vor dem anderen Tiefseegraben-Typ gewarnt, der das ans pazifische Meer liegende Westjapan erschüttern könnte. Die erwartete Richterskala ist über 8, möglicherweise 9.

Sehr große Zunamis könnten entstehen. Alle 330,000 Bürger in der Kochi-shi, die zwischen den Bergen und der Pazifik leben, würden weggeschwemmt.

Bei diesem Erdbeben würde besonders das Kernkraftwerk in Hamaoka in der Shizuoka Präfektur in Gefahr geraten. Falls das Kernkraftwerk zerstört wird, erreichen die tödlichen radioaktiven Stoffe in einigen Stunden Tokyo. Die mit Hochgeschwindikeit fahrenden Züge, „ die Shinkansen“ würden umkippen.

Der Ausschuss veröffntlichte im Februar 2018 die Wahrscheinlichkeit vom Ausbruch dieses Erdbebens: Sie betrug 70-80% innerhalb der kommenden 30 Jahre. Man sagt, wenn das Erdbeben in Westjapan oder das in Tokyo entstehen würde, würde Japans Wirtschaft zerstört werden, so dass Japan zu einem der entwickelnden Länder werden würde.

Aber jetzt erinnert sich fast niemand daran.

Zeichnung 6 Zeichnung 7

Wir Japaner stehen sozusagen auf dem dünnen Eis, das jeden Augenblick brechen und uns in die Hölle hineinwerfen kann.

Früher, als es in Japan nur wenig Bevölkerung gab, konnten sie nach den Naturkatastrophen weiter existieren. Aber das ist jetzt nicht mehr möglich.

Der Bevölkerungswechsel in Japan

Name der Ära	Zeiten	Bevölkerung
Die Jômon-Zeit	12,000～300 v. Chr.	100,000～260,000
Die Yayoi-Zeit	300 v. Chr.～300 n.Chr.	600,000
Nara-Zeit	710 ～794	4,500,000
Edo-Zeit	1603～1868	31,000,000～33,000,000
Ende des Zweiten Weltkriegs	1945	72,000,000
	2004	127,840,000 (am meisten)

Japans moderne Zivilisation ist nur ein Trugbild, das bald in die Brüche geht. Das moderne Japan existiert vielleicht etwa 150 Jahre.

Aber das ist den meisten Japanern nicht bewusst. Sie sind damit zufrieden, das Jetzt zu genießen.

So vergessen sie alles und gehen weiter, indem sie den Kopf in den Sand stecken,

bis sie endlich in den Abgrund fallen.

Aber wir sollten zumindest die Kernkraftwerke abreißen lassen, da diese beiden großen Erdbeben den Super-Gau verursachen könnten. Dies sollten wir machen, so dass einige Überlebende, besonders unsere Kinder, nach der Katastrope noch in Japan weiterleben können.

Anders als Naturkatastrophen kann man die Nuklearkatastrophe vermeiden, indem man statt der Kernkraftwerke erneuerbare Energie benutzt.

Ich glaube, so können wir Japaner, die wir für die Zukunft unserer Nachkommen verantwortlich sind, auch Naturkräfte für uns verwenden.

Japan ist ein naturreiches Land. Wir haben nicht nur Vulkane, sondern auch erneuerbare Ressoucen; Sonne, Wasser, Wind und Erdwärme.

Das Verhältnis der Energiequellen in Japan (2019)

LNG: Liquified Natural Gas

Wärmekraftwerke brauchen als Brennstoffe das Gas(70%).

Übrigens, das Anteil der Kernkraft an der ganzen Energiegewinnung in Japan war 2010, im Jahre vor dem Erdbeben, 32%, 2012, im Jahre nach dem Erdbeben, 2% und dann im Jahre 2014 0%.

Das Verhältnis von drei Energiequellen in Japan und Deutschland (2019)

Erneuerbare

Energie

Kernkraft

Kohle

Japan

18,5%

6,5%

27,8%

Deutschland

40,2%

12,4%

28,3%

Das Verhältnis der Erneuerbaren Energien in Japan und Deutschland (2019)

	Sonne	Wind	Wasser	Erdwärme	Biokraft	Total
Japan	7,4%	0,8%	7,4%	0,2%	2,7%	18,5%
Deutschland	7,8%	20,8%	3,1%	0,0%	8,4%	40,2%

(NPO isep, 10.4.2020)

Da es in Japan viele Vulkane gibt, sollte Japan die Geothermie mehr fördern.

Die Orte der noch wenigen Geothermiekraftwerke in Japan (2009)

Die Tabelle unten ist von der Webseite des „Umwelt Budesamt“

Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern in Deutschland (2019)